Eine Geschichte aus zwei Städten

Eine Geschichte aus zwei Städten

2012

Inhalt

Paris und London in den Wirren der Französischen Revolution: Nicht nur die Ungerechtigkeit gegenüber Dr. Manette, der 18 Jahre lang unschuldig in der Bastille gefangen war, lässt die Wut seines treuen Angestellten Defarge höher kochen. Unter der Oberfläche des durch die Aristokratie unterdrückten französischen Volkes beginnt es ebenfalls zu brodeln. Innere Auflehnung, die in Hass übergeht, und der Wunsch nach einer neuen, einer besseren Welt wachsen stetig. In dieser allgemeinen Stimmungslage wird Dr. Manette von seiner Tochter Lucie, die ihn lange tot geglaubt hatte, zurück nach London gebracht. Auf der Fähre nach Dover lernt sie ihren späteren Ehemann Charles Darnay kennen, einen jungen Adligen, der den Machenschaften seines Standes abgeschworen hat und sich in England eine neue Existenz aufbauen will. Doch seine Herkunft holt ihn wieder ein: Während eines Aufenthaltes in Paris wird er von Revolutionären gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Kann der junge Anwalt Sydney Carton, selbst voller Liebe und Mitgefühl für Lucie, Darnay vor dem Tod durch die Guillotine bewahren?

„Es war die beste und die schönste Zeit, ein Jahrhundert der Weisheit und des Unsinns, eine Epoche des Glaubens und des Unglaubens, eine Periode des Lichts und der Finsternis. Es war der Frühling der Hoffnung und der Winter des Verzweifelns…“ (Charles Dickens)

Rückblick

Im Jahr 2012 wagte sich das Freie Musical-Ensemble Münster an eine weitere deutsche Erstaufführung heran. Das ausgewählte Stück für dieses Jahr, angelehnt an den gleichnamigen Roman von Charles Dickens, war das Musical „A Tale of two Cities“. Dieses wurde von der amerikanischen Broadway-Komponistin Jill Santoriello verfasst, dier zur Derniere eigens aus New York anreiste – dazu aber später mehr. 

Eine Geschichte aufzuführen, die in zwei Städten spielt, ohne dass es den Zuschauer verwirrt, ist mit den technischen Möglichkeiten der Waldorfschule nicht einfach, aber es fanden sich wieder findige Köpfe, die das Stück in Szene, Kulisse und Kostüm setzten. Neben den fleißigen Händen der Modeschule Münster, die wieder einige großartige Kostüme beisteuerten, waren auch erstmals die kreativen Köpfe von DBCO Design mit von der Partie, die sich für das Bühnenbild mit verantwortlich zeichneten. Neben der Doppelbühne wurden vor allem begehbare Torflügel zu neuen architektonischen Möglichkeiten. Zur Requisite gehörte vor allem eine Guillotine – 2001 für „The Scarlet Pimpernel“ gebaut und voll noch funktionstüchtig. Wenn am Ende des Musicals die Köpfe im Minutentakt rollen, durfte natürlich den Darstellern nichts passieren, und so wurde von den vier Delinquenten jeweils eine Puppe mit gleichem Kostüm nachgebaut, denen dann die Stahlklinge der Guillotine mittels Durchtrennung eines Holzstabes den Kopf abschlug. Das gelang jedes Mal – bis auf das allerletzte Mal, was aber nicht sichtbar war, da das Licht nur noch auf die herabrasende Klinge leuchtete, nicht aber auf den Kopf…

Die Ehre, den Kopf doch noch abzuschlagen, gebührte schließlich der Komponistin persönlich. Eingeladen vom Verlag, sollte Jill Santoriello eigentlich zu einer früheren Vorstellung anreisen, doch ein Wirbelsturm machte ihre Reisepläne zunichte. So kam sie erst zur allerletzten Vorstellung und wurde vom Ensemble mit herzlichem Applaus im Musiksaal empfangen. Selbstverständlich wurden sie und ihr Kollege, der Produzent Jon Chironna, gefeiert und natürlich auch nach ihrer Meinung gefragt. Zunächst sagte Jill Santoriello, sie habe mit einer solchen Darbietung nicht gerechnet. Danach war sie voll des Lobes für die Lösung des „Problems der letzten Szene“. Das Stilmittel der Zeitlupe ließ die gleichzeitige Darstellung eines Liebesduetts und des tobenden Mops der Bevölkerung in Paris funktionieren – so hatte Frau Santoriello sich das vorgestellt. Der Jubel des Ensembles war groß, und auf der anschließenden Dernieren-Feier wurden noch etliche neue Freundschaften geschlossen. Erstmals wurde das Ensemble außerdem von einer Filmproduktion begleitet, und auch durfte erstmals eine Praktikantin offiziell die gesamte Produktion begleiten und beschreiben.

Wissenswertes

Buch/Text/Musik: Jill Santoriello 
Übersetzung: Wolfgang Adenberg
Uraufführung: 2007, Sarasota Tryout 

Stärke des Bühnenensembles: 56 Personen
Stärke des Orchesters: 52 Personen
Anzahl der Aufführungen: 12
Besucherzahlen: ca. 4.000 Personen